Vorüberlegungen

Am Anfang aller Bemühungen war die Entwicklung eines Gedankens, dass eine große Notwendigkeit besteht, die Existenz vieler Not leidender Mitmenschen menschenfreundlicher zu gestalten, denn menschenfreundlich ist sie für viele wahrhaftig nicht. Wer Not leidet, benötigt nach unserem Verständnis Hilfe. Dafür brauchen wir geeignete Mitstreiter.

Unsere Existenz ist ja – evolutionär gesehen – z.B. durch Krankheiten und Naturkatastrophen sowieso schon ständig gefährdet, aber zu allem Überfluss tragen wir Menschen darüber hinaus dazu bei, dass sie noch viel gefährdeter ist, besonders in Kriegen, politischen Systemen, Religionen oder menschenverachtenden Traditionen. Mitverantwortlich ist leider in erheblichem Maße ein bestimmter Typus des Intellektuellen, des Akademikers ohne geschultes Allgemein-Ethos, meist auch ohne ein berufsspezifisches Ethos. Beklagenswerterweise müssen wir feststellen, dass es in allen Diktaturen bis in die Neuzeit hinein auch die Gebildeten, die Akademiker waren, die sich verführen ließen, indem sie sich z.B. in die Dienste der Rassengesetzgebung, der medizinischen Experimente mit Menschen, sogar mit Kindern, scheinbar ohne Skrupel gestellt haben, um nur einige wenige der grässlichsten Untaten zu nennen.

Dies ist historisch unstrittig.

Ich möchte daher hier auch nicht auf die immer wieder genannten
- Unmenschlichkeiten z.B. der Diktaturen des 20. Jahrhunderts eingehen,
- auch nicht auf die Grässlichkeiten der Religionen, z.B. der monotheistischen,
- die Widerlichkeiten der durch Jahrhunderte angemaßten Überlegenheit des Mannes über die Frau,
- die Ungeheuerlichkeiten des Marktes, der Gier, grenzenlos zu besitzen, gleichgültig, wie wenig andere haben
- und auf andere Grausamkeiten bar jeder Humanität.

Aber auch heute ist die Kultur der ethischen Akademiker auf bescheidenem Niveau. Nicht wenige akademische Eliten in Banken oder Industriestrukturen scheinen nahezu ethiklos zu sein – und alle wissen es, sogar die Elite der scheinbar hilflosen Politiker. (Der ethisch hochkarätige Johannes Rau sagte 2004 in seiner letzten Berliner Rede mit entlarvender Offenheit und Hilflosigkeit: „Wir müssen zum Beispiel erleben, dass einige, die in wirtschaftlicher oder öffentlicher Verantwortung stehen, ungeniert in die eigene Tasche wirtschaften. Das Gefühl für das, was richtig und angemessen ist, scheint oft verlorengegangen zu sein. Egoismus, Gier und Anspruchsmentalität in Teilen der sogenannten Eliten schwächen auch das Vertrauen in die Institutionen selber, wenn deren Repräsentanten offenbar alle Maßstäbe verloren haben“).
Wir kennen sie alle, die Unmenschlichkeiten, die Flut des Inhumanen, und wissen alle, dass die Gebildeten, die eine Hochschule bzw. Universität besucht haben, entscheidenden Anteil an diesen Gipfeln der Inhumanität hatten und haben. Manche Auswüchse der Unterdrückung waren und sind nur durch ihre akribische, mitleidlose Intelligenz, durch das hohe Niveau ihrer kriminellen Fachlichkeit und die unbegrenzt kalte Disziplin ihrer Gnadenlosigkeit möglich.

Bei allem Schauder vor diesen Entsetzlichkeiten muss man gerechterweise auf der anderen Seite objektiv konstatieren: Da es auch immer ethisch geprägte, faszinierende Akademikerinnen und Akademiker gab und gibt, muss man wohl davon ausgehen, dass ihre Fähigkeiten, die Welt menschenfreundlicher zu gestalten, erworben und kultiviert werden können, wobei der Anteil der genetischen Dispositionen sicherlich nicht vernachlässigt werden darf. Dazu sind besonders Institutionen wie z.B. Hochschulen und Universitäten, wenn sie sich dieser ethischen Herausforderung stellen, besonders geeignet. Mancher mag an dieser Stelle einwenden, dass es mit Beginn des Studiums für viele schon „zu spät“ sei, ethisch-moralische Konzepte zu internalisieren. Falls dies zu belegen ist, müssten aus der Aufmerksamkeit der elterlichen Verantwortung heraus frühe Sensibilisierungen in Familie, Kindergarten und Schule gefördert werden.
Bevor ich versuche, auf die Entstehungsgeschichte der European-Charity-University als Vision näher einzugehen, eine Bemerkung zuvor: Eine einzige Darstellung, zumal bei dem vorgegebenen Umfang, kann das Thema nicht angemessen darstellen. Deshalb will ich mich auf die ersten und wichtigsten Schritte (Bemühungen) konzentrieren.

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